33. und 34. NATIONALPARKS PELISTER UND GALICICA , NORDMAZEDONIEN

 












Nationalpark  Pelister  ,  Gemeinde Bitola,  Nordmazedonien

Größe:  171,5  km2     Gegründet:  1948     Besucht:  Oktober 2024
Von den höheren Lagen am Pellister reicht der Blick weit nach Westen bis zur Stadt Ohrid














Charakteristik:  Der älteste Nationalpark der Balkan-Halbinsel erstreckt sich über den größten Teil des Baba-Gebirges an der Grenze zwischen Nordmazedonien und Griechenland. Weite, einsame Gebirgslandschaften bis zu einer Höhe von 2600 m und die weltweit größten zusammenhängenden Bestände der Rumelischen Kiefer ("Fünfnadelkiefer") waren die Hauptgründe der frühen In-Schutz-Stellung des Gebiets.
Im Herbst sind die Wälder des Nationalparks nahezu menschenleer


Dichte Kiefernwälder kontrastieren reizvoll mit kahlen Bergkämmen

Mein Nationalpark (Oktober 2024):  Ich bin noch nicht mal richtig im Tag angekommen, als ich keine 200 m vom Hotel "Molika" entfernt den Uhu erblicke. Im frühmorgendlichen Dunst hockt der riesige Vogel nur 15 m entfernt auf einem Ast. Es kann sich nur um einen Uhu handeln: Die unverwechselbaren fransigen Ohren, die riesigen Augen und die Größe von gut einem halben Meter sind eindeutige Erkennungsmerkmale. Ganz langsam und vorsichtig lasse ich den Rucksack mit der Kamera vom Rücken gleiten. Doch das war ihm bereits zu viel Bewegung, der Uhu flattert auf und verschwindet zwischen den Bäumen. Das Schlagen seiner großen Schwingen ist noch sekundenlang zu vernehmen.  
Die wenigen Liftanlagen sind recht unauffällig
20 Minuten später passiere ich die abgebrannte Ruine der ehemaligen Berghütte "Kopanki" und gleich darauf die schmale Pistenschneise eines kleinen Skigebiets. Das ist die nahezu einzige und mit nur  2 Liften auch recht geringe zivilisatorische Beeinträchtigung dieses Nationalparks. Ab hier erlebt man entlang des Wanderweges dann nur mehr unangetastete Natur und den frischen Duft des Kiefernwaldes.
An jenen Stellen, wo Schuttströme aus Gneisblöcken eine Schneise in den dichten Wald getrieben haben, öffnen sich weite Blicke auf den westlichen Teil des Parks mit herbstlich verfärbten Wäldern und darüber aufragenden kahlen Bergkuppen. Ganz in der Ferne erkennt man das weiße Häusermeer einer größeren Stadt, wahrscheinlich handelt es sich um Ohrid am gleichnamigen See. Nach einer steileren Passage führt der Weg an einer alten, aus Legesteinen errichteten Stellung aus dem ersten Weltkrieg vorbei.

Alte Stellungsreste der "Saloniki-Front"










Die "Mazedonische Front" oder auch "Saloniki-Front" war ein Nebenschauplatz des ersten Weltkriegs, der hier durch das Gebiet des heutigen Nationalparks verlief. Serbisch-französische Truppen für die Entente und bulgarisch-deutsche Streitkräfte auf Seiten der Mittelmächte lieferten sich hier 1916-1918 einen der vielen zermürbenden Stellungskriege des ersten Weltkrieges.  
Der 2601 m hohe Gipfel Pelister
Etwas weiter oberhalb ist die Waldgrenze erreicht. Ein kleiner, baufälliger Aussichtsturm erlaubt den Blick auf die Nordabhänge des 2600 m hohen Berges Pelister. Inzwischen haben sich in Richtung der griechischen Grenze im Südosten dunkle Wolken in Stellung gebracht und kräftiger Wind kommt auf, mit der Besteigung des Pelister-Gipfels wird es daher heute nichts mehr werden. Doch vorerst steige ich noch ein Stück weit aufwärts, in der Hoffnung, einen Fernblick zum Prespa-See im Westen zu erhaschen. Die hier noch vereinzelt wachsenden, windzerzausten Molika-Kiefern sind nur mehr wenige Meter hoch, während die stattlichen Exemplare in den tieferen Lagen mehr als 20 m Höhe erreichen. Im Gegensatz zu anderen Kiefernarten besitzt diese 5 anstelle von 2 Nadelreihen an den Ästen und wirkt  dadurch um einiges buschiger. 
Als mein Höhenmesser 2200 m zeigt, ist der Prespa-See immer noch nicht zu sehen, dafür beginnt es jetzt zu regnen. Beim Abstieg treffe ich weiter unten im Wald auf ein slowenisches Paar, das ebenfalls den Pelister zum Ziel hat. Mit dem Hinweis auf die drohenden Wolken rate ich von einer Besteigung ab, zumal beide bereits 
Quelle mit Unterstand
einen sichtlich erschöpften Eindruck machen. 
Weiter unten bricht wieder die Sonne durch und ich biege auf einen abzweigenden Weg ein, der in weitem Bogen über den westlichen Teil des Parks zum Informationszentrum führt. An einigen Stellen wurden hier Quellen gefasst und zu kleinen Unterständen ausgebaut.
Das Bimmeln eines Glöckchens weckt meine Aufmerksamkeit. Der Ursprung des Geräusches sind zwei Wanderer aus dem nahen Bitola, wie sie mir sogleich erklären. Die kleine Glocke ist am Rucksack befestigt und soll durch ihr dezentes Klingeln eine mögliche Begegnung mit Braunbären verhindern. Das wirke zu 100 Prozent, wie mir einer der beiden versichert. 
Ranger Joselj
Das Informationszentrum des Nationalparks besteht aus einem kleinen Steinhaus mit einer bescheidenen Ausstellung über Flora und Fauna. Ein Ranger in Dienstkleidung empfängt mich etwas überrascht - offenbar tauchen ausländische Besucher hier nicht sehr häufig auf. Er freut sich offensichtlich, mir eine Privatführung in gutem Englisch angedeihen zu lassen. 
Immerhin sind insgesamt 6 Ranger bei der Nationalparkverwaltung angestellt.
Neben der Betreuung des Infozentrums unternehmen sie Streifzüge durch das Gebiet, kontrollieren den Zustand der Wanderwege und führen fallweise ein Monitoring bei bestimmten Tierarten durch.  Stolz zählt Joselj (eine Koseform von Josef) die Highlights seines Nationalparks auf: Rumelische Kiefer, etwa 40 Braunbären, einige Wolfsrudel und interessante Eulenarten - was ich durchaus persönlich bestätigen kann.  "Whe are happy about every foreign nature lover who visits our national parks. Please tell that at home..." 

BEWERTUNG: 
Größe: 
Bedeutung/Naturschutz:  7  
Wildnis-Feeling:  8
Highlights:  5   
Service:  6  
Öffentliche Erreichbarkeit:  4

Meine Bewertung:   6 , 0

Das Hotel "Molika" bietet ideale Unterkunft mitten im Nationalpark, und das zu sehr günstigen Preisen












Das Gebiet:  Auf die Tatsache, dass der Nationalpark Pelister der erste seiner Art auf der gesamten Balkan-Halbinsel war, sind die Nordmazedonier extrem stolz. Bereits 1948 wurde das Schutzgebiet ausgewiesen, vor allem um die größten Bestände der Rumelischen Kiefer (Molika-Kiefer, Fünfnadelkiefer) vor Abholzung zu schützen. Nebenbei diente das Gebiet aber auch der kommunistischen Nomenklatura und ihren Gästen als Jagdrevier.  Benannt wurde der Park nach dem höchsten Gipfel der "Baba" - Berge im äußersten Süden des Landes an der Grenze zur griechischen Provinz Makedonien.  Die Berge hier bestehen aus Granit und Gneis. Oberhalb der
Bergsee am Pelister
Baumgrenze sind zwei Bergseen zu entdecken , das "Kleine" und das "Große Auge".  Rehe,  Hirsche und Wildschweine dienen als Beute der großen Raubtiere wie Braunbären und Wölfe. Im Nationalpark leben auch Gruppen von halbwilden kleinen Pferden, deren Besitzer diese das ganze Jahr sich selbst überlassen. Der Ranger Joselj erzählte mir, dass erst vor kurzem eines dieser Pferde den Wölfen zum Opfer fiel. 
 


Service und öffentliche Erreichbarkeit:   Für Liebhaber von Eisenbahnreisen ist Nordmazedonien wie fast die gesamte Balkan-Halbinsel kein ideales Ziel. Derzeit existiert kein grenzüberschreitender Personenverkehr in diesen kleinen Staat. Ich wählte die Anreise per Flix-Bus von Graz über Zagreb nach Skopje. Von der Hauptstadt führt die einzige nennenswerte
Frühzug Skopje - Bitola
Bahnlinie des Landes in den Süden durch schöne Landschaften nach Bitola, der zweitgrößten Stadt Nordmazedoniens und nahe am Nationalpark gelegen.  Von dort lässt sich das ideal gelegene Hotel "Molika" im Nationalpark auf 1400 m Seehöhe am besten mit dem Taxi erreichen. Es bietet etwas abgewohnte, aber große Zimmer zu unschlagbar günstigen Preisen - eine Nacht im Matratzenlager einer österreichischen Hütte kommt teurer.  Ganz in der Nähe liegt das Infozentrum des Parks und gut markierte Wanderwege führen in die Wildnis. Es gibt auch eine vermutlich spannende, auf diversen Webseiten als "Rocky Trail" bezeichnete Route, die ich leider vor Ort nicht aufspüren konnte. 

















Nationalpark Galicica , Gemeinde Ohrid , Nordmazedonien







Größe:  227,5 km2        Gegründet:  1958         Besucht:  Oktober 2024  

Charakteristik:   Dieser Nationalpark erstreckt sich zwischen zwei der größten Seen auf der Balkan-Halbinsel, dem Ohrid-See im Westen und dem Prespa-See im Osten. Vom dazwischenliegenden Kalkgebirge bieten sich schöne Blicke auf beide Gewässer, deren Uferbereiche ebenfalls zum Schutzgebiet gehören.  Hier im Drei-Länder-Eck Nordmazedonien, Albanien und Griechenland mischen sich kontinentale und mediterrane Vegetationszonen, der Prespasee gilt überregional als Geheimtip für Vogelbeobachtungen. 

Blick über den südwestlichen Bereich des Nationalparks mit dem albanischen Ufer des Ohrid-Sees
















Mein Nationalpark (Oktober 2024):   Möglicherweise war es nicht so klug, die Stadt Ohrid als Stützpunkt für den Galicica - Nationalpark zu wählen. Entlang des östlichen Ufers des Ohrid-Sees verkehrt zwar eine Buslinie, zum viel interessanteren Prespa - See weiter östlich gibt es allerdings jetzt im Herbst keinerlei Öffis im Angebot. Im Ort Trpejca steige ich aus, hier beginnt ein Wanderweg zum 1500 m hoch gelegenen Sattel zwischen den beiden Seen. Durch den verfärbten Mischwald gewinnt man vorerst rasch an Höhe. Dann mündet die Route in die Autostrasse ein, die über den Pass zum Prespa führt. Einen weiterführenden Fußweg kann ich nicht entdecken, so wandere ich das kurvenreiche Asphaltband entlang. 
Die wenigen Autos stören kaum, die zahlreichen Biker schon eher. Bei einem Aussichtspunkt liegt dann der Ohridsee vor mir ausgebreitet, trotz des dunstigen Wetters sieht man weit nach Albanien hinein. 






Im Osten erstreckt sich der Prespa-See ebenfalls bis auf albanisches Gebiet
Auf Höhe des Sattels zweigen Trails nach Norden und Süden ab. Ich wende mich nördlich und steige über baumlosen Trockenrasen aufwärts. Hier findet sich der Wanderer in einer völlig anderen Landschaft wieder. Nebelschwaden ziehen über gelbbraun gefärbte, steinige Bergwiesen dahin, die 
Aussicht ist vorerst dahin.  Dann reißt der Nebel auf und gibt den Blick auf den Prespa - See frei, dahinter ragen die Hänge des kürzlich besuchten Pelister -  Nationalparks empor. Irgendein Raubvogel zieht über mir seine Kreise, hier herrscht Einsamkeit pur.  
Nächster Tag, ich möchte unbedingt zum Prespa-See. Frühmorgens finde ich mich bei einer Autovermietung in Ohrid ein und buche die kleinste Kategorie für einen Tag, was mir einen winzigen gelben Chevrolet Spark einbringt. Der Vermieter versucht lustig zu sein: "I hope the color doesn t bother you, but you`ll always find the car straight away".. Eine Stunde später bin ich wieder auf der Passstraße unterwegs, die ich gestern zu Fuß abgegangen bin. Nach dem Sattel leiten unzählige Serpentinen zum Prespa hinunter und beim Dorf Stenje stelle ich den Wagen am Ufer neben 
der örtlichen Parkverwaltung ab. Was für ein Gegensatz zur westlichen Seite des Gebirges. Gab es am Ohrid-See noch Hotels, Ausflugsboote und volle Touristenbusse, ist davon hier nichts mehr zu bemerken.  Ein dichter, versumpfter Schilfgürtel umsäumt das Ufer, wo noch verfallene Reste ehemaliger Beobachtungsstege vor sich hin modern. Offenbar hatte man vor langer Zeit in die Infrastruktur für Vogelliebhaber investiert, heute fühlt man sich ans Ende der Welt versetzt. Der Prespa-See ist unter (Hobby) Ornithologen berühmt ob seiner Artenvielfalt. Ich bin in diesem Thema leider nicht bewandert und kann die Vögel, welche ich durch den Feldstecher sehe,  kaum vernünftig zuordnen. 








Immerhin glaube ich einen Kormoran zu erkennen. Viel gelesen habe ich im Vorfeld von einer Pelikan-Kolonie hier am See, aber wie soll man diese finden?  Der Wirt im Dorfgasthaus spricht etwas englisch. Nein, die Pelikane gibt es nur auf der Insel "Golem Grad". Auch davon hatte ich gehört. Bootsverkehr? Leider nur im Sommer. "But maybe you can find someone with a boat.."  Ich wandere am Ufer entlang nach Süden, in Richtung albanische Grenze.  Boote gibt es hier viele, doch die meisten liegen löchrig und vernachlässigt am Strand herum.  Dann sehe ich tatsächlich eine Gestalt, die an einem der Boote herumwerkelt. Der alte Herr spricht kein Wort englisch, die Kommunikation  funktioniert dennoch. Ich deute auf mich, ihn, sein Boot und frage: "Golem Grad?" Er blickt mich an, dann sein Boot, schließlich schüttelt er den Kopf. Auch ich betrachte jetzt das Wasserfahrzeug nochmals genauer und halte seine Entscheidung für sehr weise.

Bewertung:  

Größe:  6
Bedeutung/Naturschutz:   7
Wildnis - Feeling:   7
Highlights:    6
Service:   4
Öffentliche Erreichbarkeit:   5

Meine Bewertung:    5 , 8





Das Gebiet:   Am Seeufer in Ohrid bietet sich vom byzantinischen Kirchlein "des heiligen Johann von Caneo" ein schöner Weitblick auf den westlichen Bereich des Nationalparks, der wenige Kilometer südlich der Stadt beginnt und das Ufer bis zur albanischen Grenze, das Galicica - 
Kalkstein - Gebirge bis zum Ufer des benachbarten Prespa - Sees sowie die im letzteren liegende Insel "Golem Grad" umfasst. Dort schließt ab der Grenze der albanische Nationalpark "Prespa" an. Der Ohrid - See ist touristisch völlig erschlossen, während der Prespa wild und einsam ein Dornröschen-Dasein führt.  Er stellt einen wichtigen Brut- und Überwinterungsplatz für seltene Vogelarten, etwa den Krauskopf-Pelikan, dar. Der Prespasee liegt über 100 Höhenmeter über dem Niveau des Ohridsees und entwässert unterirdisch in diesen, unter dem Kalkaufbau des Galicica - Gebirges hindurch. 


Service und Öffentliche Anbindung:  In Nordmazedonien ist der Fernbus das übliche Verkehrsmittel.  Die Region ist damit gut an die anderen Städte des Landes, etwa Bitola und Skopje, angebunden. Auf lokaler Ebene gibt es von Ohrid Busberbindungen entlang des Sees bis zum Kloster St.Naum an der albanischen Grenze, das ebenfalls innerhalb des Parks liegt. Taxis sind nicht sonderlich teuer. Eine schmale, mautpflichtige Strasse führt kurven- und aussichtsreich von Trpjeka über das Gebirge zum Prespasee. Dort werden in den abgelegenen Dörfern nur wenige Quartiere, vor allem für Vogel-Interessierte, angeboten, während in Ohrid das volle touristische Programm abgeht.  Die Informationsstelle des Nationalparks in Ohrid war während meines Aufenthalts durchgehend geschlossen, im Herbst lag auch leider das Angebot für Öko-Touren bei Null.  Dafür konnte man überall einen äußerst fragwürdigen Trip buchen: Mit lärmenden Quads und vollem Speed durch die Schutzgebiete des Nationalparks zu rasen.  






























































































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