40. NATIONALPARK BÖHMISCHE SCHWEIZ , TSCHECHIEN

 
Narodni Park Ceske Svycarsko , Tschechien
Das Prebischtor ist der größte Sandsteinbogen Mitteleuropas














Größe: 79 km2  
Gegründet: 2000
Besucht: April 2025
Charakteristik:   Der südliche Teil des Elbsandsteingebirges schließt unmittelbar an den deutschen Nationalpark "Sächsische Schweiz" an, kann aber nicht mit den dramatischen Felslandschaften seines nördlichen Pendants mithalten. Höhepunkte sind der mächtige Sandsteinbogen "Prebischtor" und eine Reihe von felsigen Klammen, die aber nach dem großen Waldbrand von 2022 teilweise gesperrt sind. Die Spuren der Katastrophe sind bis heute nicht zu übersehen.















Mein Nationalpark (April 2025)  Verbrannte Erde, dystopisches Wandern:   Gäbe es einen Reiseveranstalter mit dem Thema: "Weltuntergangs-Wandern" würde dieser seine Touren hier durchführen. Wie aus einer Szene eines Endzeit-Thrillers ragen tausende verkohlter Stämme aus dem jungen Grün der nachwachsenden Birken empor. Ende Juli 2022 wütete hier 
im Nationalpark Böhmische Schweiz der größte Waldbrand in der Geschichte der Tschechischen Republik. In Folge der herrschenden Trockenheit konnte der Brand erst nach 20 Tagen gelöscht werden, nachdem

bereits 1600 Hektar Wald vernichtet waren. Auch Teile des Hauptortes Hrensko waren  bedroht, im Ortsteil Mezna brannten einige Häuser nieder. Als Folge der Katastrophe sind einige Wanderwege, darunter die populäre Edmundsklamm, nach wie vor gesperrt. Schließlich stellte sich Brandstiftung als Ursache heraus und die Behörden nahmen 2023 einen ehemaligen ehrenamtlichen Ranger fest, der die Tat auch umgehend gestand (Quelle: mdr.de, 2023). 
Am Wanderweg zum Prebischtor, den Karin und ich entlang schlendern, kann man die Spuren der Verwüstung besonders gut erkennen. Erst knapp vor der bekanntesten Sehenswürdigkeit der Böhmischen Schweiz ist der Wald noch unversehrt. Der riesige Sandsteinbogen wölbt sich in 16 m Höhe und mit einer Spannweite von 26 m über ein kleines Plateau. Auf alten Aufnahmen sieht man noch Menschen inmitten von Felsen und Bäumen bewundernd zum Bogen hinaufblicken,
heute befindet sich hier leider nur mehr die gepflasterte Terrasse eines Ausflugslokals. Unmittelbar neben dem Tor schmiegt sich ein altes ehemaliges Berghotel, heute ein Restaurant, an die Sandsteinfelsen. Wir steigen noch eine Reihe von Steintreppen hinauf bis zur Spitze eines der Felsen, von der sich das Prebischtor in seiner ganzen Pracht überblicken lässt, einschließlich der unnötigen Verschandelung direkt darunter. 
Am nächsten Tag, Karin ist bereits abgereist, bringt mich ein lokaler Bus in die Nähe des Dorfes Mezna. Ich folge den Wegweisern Richtung "Wilde Klamm" durch eine grüne Hügellandschaft. Inmitten einer Wiese steht ein Gedenkstein für die Opfer des ersten Weltkrieges. Alle in den Stein gefrästen Namen sind deutschen Ursprungs. Hier in Nordböhmen lebten bis zur Vertreibung im Jahr 1946 viele Deutschstämmige, die einst von den böhmischen Königen und später von den Habsburgern ins Land geholt wurden. Die Dörfer im Nationalpark tragen Zweitnamen wie Herrnskretschen, Rainwiese und
Fachwerkhaus in Mezna
Ronsdorf. Auch Stimmersdorf (Mezna) ist solch ein Ort. Alte deutsche Fachwerkhäuser zeugen hie und da noch von dieser Zeit. Tief eingeschnitten in diese eher sanfte Landschaft fließt die Kamnitz (Kamenice) durch eine Folge felsiger Schluchten: Ferdinandsklamm, Stille Klamm und Edmundsklamm,. 15 km weiter westlich mündet der Fluß bei Hrensko schließlich in die Elbe.  Ein nasser, steiler Steig leitet 150  Höhenmeter tiefer. Eine Gruppe unsicherer Wanderer zittert sich entlang des Holzgeländers vorsichtig hinunter, eine alte Dame fragt mich im Vorbeigehen: "Wissen Sie, ob man hier auch wieder rauf muss?" Das muss ich leider bejahen, denn der großteils ebene Rückweg nach Hrensko durch die Edmundsklamm ist seit dem großen Brand immer noch gesperrt.  Unten angekommen befindet man sich plötzlich in einer anderen Welt. Dramatische Sandsteinfelsen säumen die Ufer der Kamnitz, das Wasser sprudelt 
mal langsam und tiefgrün durch tiefe Pools, mal schnell und wild über Stromschnellen und Blöcken talwärts. Einige Wildenten ziehen dicht über dem Fluss dahin. Die Wände entlang des dicht über dem Fluss verlaufenden Wegs sind mit Moosen bewachsen. Dann ist die Klamm fußläufig nicht mehr passierbar, hinter einer kleinen Wehr warten lange Kähne auf Touristen.  Das Boot gleitet still über den gestauten Fluss, vorbei an senkrechten Sandsteinfelsen und herunterhängenden Ästen.  
Bootsfahrt in der Kamnitz-Schlucht
Aus dieser Perspektive lässt sich die Klamm am eindrucksvollsten erleben. Leider dauert die Fahrt nur 10 Minuten, ehe der Bootsführer wenden muss. Ein Stück weiter vorne sind neuerlich Brandschäden zu erkennen, schwarz verkohlte Stämme liegen halb im Wasser und verhindern die Befahrung. Laut der offiziellen Website werden die gesperrten Bereiche des Parks nicht vor 2027 wieder voll zugänglich sein. Bis dahin kann der Besucher dieses Gebiet nur stückchenweise erkunden. Und gezwungenermaßen darüber nachdenken, welche Folgen derartige Waldbrände, absichtlich verursacht oder nicht, auf einem immer trockener werdenden Planeten haben können. 

Bewertung:   

Größe:   5
Bedeutung und Naturschutz:   4
Highlights:   6
Wildnisfaktor:   2
Service:   5
Öffentliche Erreichbarkeit:   8

Meine Bewertung:    5  ,  0



Das Gebiet:  Die Böhmische Schweiz ist etwas kleiner als ihr Zwilling in Sachsen.  Wie im gesamten Elb-Sandsteingebirge wurde das namensgebende Gestein vor 65 Millionen Jahren abgelagert.  Spektakuläre Felsformationen sucht man hier, das Prebischtor einmal ausgenommen,  zumeist vergebens, dafür hat der Fluss Kamnitz kurz vor seiner Mündung in die Elbe einige dramatische Klammstrecken  geschaffen.  Hier hat die Lachsfischerei eine  
lange Tradition, die Jahrhunderte zurück reicht. Durch die Errichtung von Sperranlagen und Wehren als Hochwasserschutz für das Dorf Hrensko kam es im 20. Jahrhundert zum Erlöschen der Lachspopulation in der Kamnitz, da die Fische nicht mehr zu ihren flussaufwärts gelegenen Laichplätzen gelangen konnten. Nach der Wiedereinbürgerung des Lachses sorgen nun nachträglich eingebaute  Fischtreppen für den Fortbestand.  




Service und Öffis:   Gegenüber des deutschen Bahnhofes Schöna mündet die Kamnitz durch ein enges Felsental in die Elbe. Personen- und Fahrradfähren verbinden den Bahnhof mit Hrensko, dem Hauptort des Nationalparks Böhmische Schweiz. Eine Mischung aus alten Hotels und hässlichen Neubauten säumen die Kamnitz und gleich am Ortsbeginn wuchert ein gigantischer Asia-Markt. Außer fernöstlichem Ramsch und imitierter Markenkleidung finden sich bei diesen Märkten , diversen Internet-Artikeln zufolge, durchaus auch Waffen und Drogen unter so manchem Ladentisch...
Links der Elbe liegt der Bahnhof von Schöna, rechts der Nationalpark Böhmische Schweiz


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