3. NATIONALPARK OOSTERSCHELDE

















NATIONALPARK OOSTERSCHELDE

Provinz Zeeland, Niederlande





























Größe:  363 km2

Gegründet:  2002

Besucht:  Dezember 2022

Charakteristik:  Nationalpark, einmal anders:  Im südwestlichen Teil der Niederlande münden die Flüsse Rhein, Maas und Schelde in einem durch zahlreiche Inseln, Sandbänke und Meeresarme gegliederten Delta in die Nordsee. Diese seit vielen Jahrhunderten durch Menschen beeinflusste Landschaft wird seit 2002 durch einen Nationalpark geschützt. Durch die Vermischung von Süß- und Salzwasser entstand hier ein ganz spezielles Ökosystem.  Wasserflächen machen den größten Teil des Parks aus.
Das besondere an diesem größten niederländischen Nationalpark ist die Lage hinter riesigen Deichanlagen und Sperrwerken, welche die in der Vergangenheit verheerenden Sturmfluten der Nordsee abhalten sollen. Die Sperrwerke werden nur im Notfall geschlossen, sodass die Gezeitenströmungen normalerweise jederzeit in die innerhalb befindlichen Wasserflächen eindringen können. Große Meeressäuger wie Seehund oder Schweinswal können die Sperrwerke problemlos durchqueren und sind im Park heimisch.





Bewachsene Dünen auf der Insel Schouwen-Duiveland.











Die mächtige Sturmflutwehr Oosterscheldenkering soll als Schutz der inneren Meeresarme vor Sturmfluten dienen.







Mein Nationalpark: Dezember 2022

So etwas habe ich tatsächlich noch nicht gesehen: Was ich erst für groben Schotterboden gehalten habe, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als riesige Muschelablagerung. Es herrscht gerade Ebbe und ich gehe vorsichtig über die gut 100 m breite Fläche von Muschelgehäusen unterschiedlichster Größe, um die nächste Sandbucht dahinter näher in Augenschein zu nehmen.

Das hier ist die Sandbank Roggenplaat im Nationalpark Oosterschelde, zu erreichen über das darüber hinweg führende  Sperrwerk . Ich bin im Internet auf den Hinweis gestoßen, dass hier einer der Lieblings-Ruheplätze der im Park heimischen Seehunde sein soll.  
Leider ist kein einziger davon zu entdecken. Dafür sieht man massenhaft Möwen, auch einige Kormorane gehen ihren fischigen Geschäften nach. 
Hinter der nächsten Ecke wird der Blick auf eine Reihe riesiger Windräder frei, gleichzeitig ist das mächtige Oosterschelde-Sperrwerk wieder voll zu sehen.
Das ist typisch für diesen in meinen Augen sehr schrägen Nationalpark: Ein wildes Nebeneinander von weiten 
Nordsee-Uferlandschaften und unübersehbaren Monumenten menschlicher Technik. 
Das wird nicht jedem gefallen, ich hingegen finde es interessant.
















Ein weiteres Beispiel ist die künstliche Insel Neeltje Jans. Einst war es nur eine Sandbank,
die in den 1980 er Jahren beim Bau des Sturmflutwehres in eine Arbeitsinsel umgewandelt wurde. Nach Fertigstellung des Baus wurde daraus ein Vogelschutzgebiet im neugeschaffenen Nationalpark. Auf den weiten, menschenleeren Sandstränden mit vielen Brackwasserteichen sieht man heute tatsächlich sogar jetzt im Winter viele Seevögel. 
Beim Übergang über die Sturmflutwehr stoße ich auf einen Mann im Arbeitsoverall, der eben eines der Sperrwerk-Gebäude betritt. Ich spreche ihn an und nach anfänglicher Zurückhaltung erzählt er mir ein wenig über den Zusammenhang der Anlage mit der umgebenden Natur. Die Sturmflutwehr besteht aus vielen einzelnen Schotten, die nur bei Sturmflutwarnung geschlossen werden. Normalerweise sind jedoch alle geöffnet, damit sowohl die Gezeitenströmungen als auch die Meerestiere ungehindert in beide Richtungen passieren können. Allerdings habe sich der Tidenhub innerhalb der Wehr seit deren Erbauung deutlich verringert. Den Seehunden und Schweinswalen mache das aber nichts aus.
Später wandere ich noch lange durch die Dünen der nördlich gelegenen Insel  Schouwen-Duineland. Eine steife Brise und der Geruch von Salzwasser sorgen für echtes Nordsee-Feeling. Hinter den Dünen befinden sich hohe, grasbewachsene Deiche, um das flache Binnenland bei Hochwasser zu schützen.

Alles in allem war das eine wirklich eigentümliche Nationalpark-Erfahrung. Aber eben auch alles andere als uninteressant.
 

Öffentliche Anbindung: 

















Die hübsche Provinzhauptstadt Middelburg besitzt ausgezeichnete Bahnverbindungen, mehrmals die Stunde von Amsterdam und alle 2 Stunden aus Brüssel erreichbar. Direkt vom Bahnhof bedient die Buslinie 133 zweimal die Stunde den Nationalparkbereich. Je nach Interesse steigt man beim Sperrwerk auf der Insel Neeltje Jans oder in Burgh- Harmstede auf Schouwen-Duiveland aus.





Das Gebiet:
Drei große  europäische Ströme - Rhein, Maas und Schelde-ergießen sich in der niederländischen Provinz Zeeland in einen riesigen, von Inseln und Buchten gegliederten Meeresarm, um kurz darauf in die Nordsee zu münden. Dieser Meeresarm wird Oosterschelde genannt und ist mit den dazugehörigen Uferbereichen seit 2002 als größter niederländischer Nationalpark geschützt. 
Die Errichtung des Parks ist eng mit der jüngeren Geschichte der Region verbunden: Im Jahr 1953 ereignete sich in den Niederlanden, England und Deutschland die schwerste bekannte Nordsee-Sturmflut . Insgesamt kamen über 2400 Menschen ums Leben, weite Areale wurden zerstört.
Damals entstand der Plan einer Sturmflutwehr zum Schutz der tief ins Land reichenden Meeresarme. Erst 1986 erfolgte die Fertigstellung, 16 Jahre später wurde die dahinterliegenden Wasser- und Uferlandschaften mit den durch das Sperrwerk veränderten Ökosystemen zum Nationalpark erklärt.

Geologie, Flora und Fauna:

Die heutige Nordsee ist in dieser Form noch sehr jung. Vor über 8000 Jahren nach dem endgültigen Abschmelzen der letzten Eiszeitgletscher Nordeuropas entstand in etwa die heutige  Küstenlinie. Als Ufersediment findet sich hauptsächlich Sand in Form langgeschwungener Strände oder ausgedehnter Dünengebiete. Letztere sind oft mit Strandroggen bewachsen. Im Gezeitenbereich stößt man auf große Muschelablagerungen und Schlickregionen. 

Silbermöwen und Kormorane sind die auffälligsten Vögel. Zwei interessante Meeressäugetiere kommen vor: Der Seehund und der Schweinswal, zur Beobachtung der beiden Tierarten empfiehlt sich eine gebuchte Beobachtungstour per Boot. Durch die Vermischung von Salz- mit Süßwasser können in der Oosterschelde Fischarten beider Lebensräume überdauern, zum Beispiel Scholle und Hecht.




Meine Bewertung: 

Größe: 5    Highlights: 3    Bedeutung: 8    Wildnis: 2    Service: 5    Öffis: 9


Bewertung:  5,3

























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