8. NATIONALPARK BÜKK UNGARN
NATIONALPARK BÜKK , Ungarn
Größe: 402 km2
Gegründet: 1976
Besucht: März 2023
Charakteristik: Das Bükk - Gebirge im Nordosten Ungarns ist eine bewaldete Hügellandschaft mit eingestreuten Felsbildungen und vielen Höhlen. Der Name deutet bereits auf die ausgedehnten Buchenwälder hin. Der größte ungarische Nationalpark bietet durch durch die unmittelbare Nähe zur Großstadt Miskolc eine gute öffentliche Erreichbarkeit und ausreichende Infrastruktur.
Mein Nationalpark : März 2023
Die neunzigjährige Fremdenverkehrstradition ist hier überall zu spüren im winzigen Örtchen Lillafüred, das eigentlich ein Ortsteil der nahen Großstadt Miskolc ist. Eingezwängt zwischen bewaldeten Hügeln dominiert das wuchtige Hotel Palota im Neo-Renaissancestil das Bild. Rings um das Hotel wurde ein weitläufiger Kurpark angelegt und unmittelbar neben dem Ostflügel donnert Ungarns höchster Wasserfall 25 m in die Tiefe. Bemerkenswerterweise ist dieser menschlichen Ursprungs: Ursprünglich mündete das Wasser des Szinva-Flusses unspektakulär in den Hamori-See, bis die Hotelleitung in den Dreißigerjahren beschloss, den Fluss künstlich umzuleiten und neben dem Hotel in eine Schlucht stürzen zu lassen.Das Hotel ist mit seinen 4 Sternen nach wie vor in Betrieb. Beim Schlendern komme ich an einer Schauhöhle vorbei - die Szent Istvan barlang. Ein Schild informiert, dass in der Vorsaison nur eine Führung täglich stattfindet. Nach einem Blick auf die Uhr beschließe ich, die 3 Stunden Wartezeit nicht zu investieren und schaue mich stattdessen nach einer weiteren Attraktion von Lillafüred um - der berühmten Waldbahn. Von Miskolc führt die Trasse der Schmalspurbahn durch ein enges Tal in den Nationalpark bis nach Lillafüred und dann noch ein Stück weiter. Es gibt auch einen entzückenden Bahnhof zwischen zwei spektakulären Tunnels. Doch auch hier bin ich leider zu früh dran. Außerhalb der Hauptsaison fährt nur sonntags ein Zug.
Aber ich bin ja ohnehin zum Wandern hergekommen. Das erste Ziel ist eine Aussichtsplattform auf einem Hügel oberhalb des Ortes, wo sich eine schöne Aussicht auf Lillafüred und nach Westen in das Innere des Bükk-Nationalparks auftut. Ein dicht bewaldeter Hügel nach dem anderen, soweit das Auge reicht. Dieses Bild verbindet man so gar nicht mit ungarischer Landschaft.
Der Abstieg vom Aussichtspunkt führt mich um den Stausee herum wieder in den Ort zurück. Von hier möchte ich nun den östlichen Teil des Nationalparks durchschreiten, um am westlichen Rand von Miskolc wieder aus dem Wald herauszukommen. Gute Wegweiser und Markierungen helfen beim steilen Aufstieg auf die Hochfläche. Gleich bei Lillafüred und dann immer wieder weisen Schilder auf ein Schutzhaus am Weg hin. Meine Hoffnung auf eine gemütliche Einkehr erweist sich als verfrüht. Das Schutzhaus gibt es zwar, ist aber geschlossen. Einige ungarische Wanderer verzehren im verwaisten Gastgarten ihre Jause und ich geselle mich dazu. Beim Schutzhaus befindet man sich auf 600 Höhenmeter am höchsten Punkt der Wanderung, ab hier führt der Weg großteils eben durch endlose Buchen- und Föhrenwälder.
Etwas befremdlich erscheint die scheinbar intensive Holzwirtschaft mitten im Nationalpark. Viele gefällte Stämme warten neben dem Weg auf ihren Abtransport.
Der Weg beginnt langsam abzufallen, aber es dauert noch eine ganze Weile, bis zwischen den Bäumen das weiße Viereck der Diosgyör Var (Burg von Diosgyör) am Stadtrand von Miskolc zu erkennen ist.
Das letzte Stück geht dann steil bergab. Vom Stadtteil Diosgyör sind es nur mehr 2 Straßenbahn- und 5 Busstationen bis zu meinem netten Hotel im Nationalpark. Resümee: Ein hübsches Wandergebiet ohne große Höhepunkte, aber leicht zu erreichen und ein Ungarn, das man so nicht unbedingt auf dem Schirm hat.
Die Szeleta-Höhle (szeleta barlang): Der folgende Tag bringt noch zwei kleine Highlights. Nach dem Frühstück wandere ich zur Szeleta-Höhle , nur 1 Stunde von meinem gleichnamigen Hotel entfernt. 100 m über dem Talboden öffnet sich ein grosses Höhlenportal. Hier fanden Forscher 1906 der Überreste eines in Fachkreisen bekannten menschlichen Skeletts aus der mittleren Steinzeit, dem "diluvial man".
Als ich die Taschenlampe hervorkrame, sprechen mich zwei Ungarn an, die sich offenbar gerne anschließen möchten, da sie keine Lampe mithaben. So steigen wir langsam zu dritt den lockeren Schuttboden abwärts in die Höhle. Diese ist nicht sehr groß, insgesamt etwa 100 m lang, aber recht geräumig. Nach 20 Minuten haben wir alle Teile abgegangen. Die beiden möchten sich bedanken und bieten mir herzlich einen Schluck aus ihrer Schnapsflasche an, den ich dankend ablehne. Es ist noch nicht mal 10 h....
Das Höhlenbad von Miskolc - Barlangfürdö:
Streng genommen befindet sich dieses bemerkenswerte Thermalbad 2 Kilometer außerhalb der Nationalparkgrenzen am südwestlichen Stadtrand von Miskolc. Von außen wirkt es nicht gerade einladend, im Inneren bietet es aber ungewöhnliche Entspannung.
Es handelt sich um ein Thermalbad in einer Naturhöhle, die allerdings stark künstlich verändert wurde.
Man schwimmt durch unterirdische Gänge und kleine Hallen. Farbig wechselnde Beleuchtung lässt die unterirdische Spa-Welt immer wieder in veränderter Weise erscheinen. Es macht Spaß, durch dieses Labyrinth zu paddeln, mal in diesen und mal in jenen Höhlengang abzubiegen. Zwei Temperaturbereiche gibt es: im vorderen Teil hat das Wasser etwa 28 Grad , im hinteren Bereich geschätzte 33-34 Grad. Für mich ist es auf alle Fälle ein entspannter Abschluss dieser Nationalparkreise.
Meine Bewertung: Größe: 7 Highlights: 4 Bedeutung: 5 Wildnis: 2 Service: 5 Öffis: 7
Bewertung: 5,0
Das Gebiet: Im Nordosten Ungarns befinden sich zwei namhafte Mittelgebirge: Das Matras- und das Bükk - Gebirge. Letzteres erstreckt sich zwischen Miskolc, mit 160000 Einwohnern Ungarns viertgrößte Stadt, und Eger. Direkt am westlichen Rand von Miskolc beginnt der Nationalpark. Einige kleine Dörfer liegen im Bükkgebirge, das bekannteste ist der Kurort Lillafüred. Insgesamt ist das Gebiet sehr dünn besiedelt, wird aber von vielen (zumeist ungarischen) Wanderern frequentiert. Ein Merkmal des Gebirges sind die über 850 Höhlen, darunter auch mehrere Schauhöhlen mit Tropfsteinbildungen. Der höchste Punkt wird am Berg Istalos-Kö mit 959 m Seehöhe erreicht.
Geologie, Flora und Fauna:
Kalkgestein, zumeist Jurakalk, ist vorherrschendes Gestein, nur im äußersten Westen trifft man auch auf Schiefer. Eine Besonderheit sind Kalktuffablagerungen, etwa in einer Kalktuffhöhle bei Lillafüred .Der Name Bükk weist auf die vorherschende Baumart hin - dichte Buchenwälder überziehen das gesamte Gebiet. Viele Blumen begannen eben bei meinem Besuch zu blühen, etwa große Seidelbast-Bestände. Innerhalb der Fauna dürfte vor allem die Vogelwelt hervorstechen. Verschiedene Raubvogelarten wie der Schlangenadler sind hier zuhause. Die zahlreichen Höhlen bieten vielen Fledermäusen geeigneten Unterschlupf. Auch in der von mir besuchten Szeleta Barlang hing eine solche von der Decke -leider konnte ich sie nicht genau bestimmen.
Service und öffentliche Anbindung:
Der Bahnhof Lillafüred der Waldbahn Bükk |
Die Region ist ein beliebtes Ziel vor allem für ungarische Naturliebhaber, entsprechend gut ausgebaut ist die Infrastruktur. Viele markierte Wege durchziehen das Gebirge. Die Informationstafeln sind in ungarisch und englisch verfasst. Der Ort Lillafüred ist ein touristischer Hotspot, hier wird fast schon zuviel angeboten: Waldbahn, Minigolf, Schauhöhle, Souvenierstände, und und und... Im Sommer wird es hier vermutlich etwas eng. Unterkünfte gibt es in allen Preisklassen - im einfachen, aber gemütlichen Hotel Szeleta zahlte ich 36 Euro pro Nacht, im mondänen und pittoresken Hotel Palota kostet das Zimmer schon mal an die 150 Euro. Dafür darf sich der Reisende ein wenig wie Harry Potter in Hogwarts fühlen...
Die öffentliche Anreise gestaltet sich einfach: Vom Bahnhof Miskolc-Tigay nimmt man die Strassenbahnlinie 1V bis zur Endstelle. Dort starten Busse mit den Liniennummern 5 und 15 nach Lillafüred und weiter in den Park. Aus dem Westen kommend steuert man das Städtchen Eger an (ebenfalls gute Zugverbindung) und weiter mit dem Bus.
Wenn man (anders als ich) vorher gut recherchiert und zur richtigen Zeit kommt, ist die schönste Art der Anreise sicherlich die Waldbahn von Miskolc nach Lillafüred.
die nächsten geplanten Nationalparks:
Bulgarien : Rila und Pirin - April 2023
Polen: Biowalieza - Mai 2023
Norwegen: Dovrefjell und Jotunheimen - Juni 2023
Niederlande: Texel - Juni 2023
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