17. NATIONALPARK HOGE KEMPEN , BELGIEN

 











Nationalpark Hoge Kempen

Provinz Limburg, Belgien

Größe:      57,5  km2

Gegründet:    2006

Besucht:    Juni 2023







Charakteristik:   Belgiens einziger Nationalpark ist ein überschaubares Ensemble aus flachen Heide- und Waldlandschaften in unmittelbarer Nähe des Städtchens Genk im äußersten Osten des Landes. Für  erprobte Nationalpark-WanderInnen wird sich der Besuch des Schutzgebietes kaum rentieren, dennoch bietet diese Naturinsel im übervölkerten Belgien einigen Tier- und Pflanzenarten ein wichtiges Refugium. Größtes zusammenhängendes Waldgebiet des Landes.












Meine Bewertung: 
Größe: 2  Highlights: 2  Bedeutung: 5  Wildnis: 
2  Service: 5  Öffis:  6

BEWERTUNG:   3,6


Die Mechelser Heide im Zentrum des Nationalparks







Mein Nationalpark (Juni 2023):  Mir wird hier die Ehre zuteil, einen Gastbeitrag zu schreiben. 

Vielleicht kurz zum Kontext (und für alle, die mich nicht kennen): Ich bin Erichs ältere Tochter Judith und lebe bereits seit knapp 2 Jahren in Brüssel. Die Wahl des Nationalparks für unsere geplante Wanderung fiel auf Hoge Kempen, weil die Zeit knapp und ich schon in Belgien war. Hoge Kempen liegt in der Provinz Limburg, nahe der "nicht-gerade-Weltmetropole" Genk. Zu erreichen ist der Park mit

dem Bus. Sobald wir ankommen, stehen wir allerdings vor einem unerwarteten Problem: Wir finden keine Gehwege, schlicht nur Radwege. Nun weiß man, wenn man schon ein bisschen in Belgien gelebt hat, dass Fahrräder hier im Land allgegenwärtig sind. Aber mit einem Nationalpark mit überwiegend Rad- anstatt Gehwegen habe auch ich als Wahl-Belgierin nicht gerechnet. Wir starten als los, illegal, auf Radwegen. Im Park entspannt man sich aber trotz des "Verkehrschaos" schnell, er strahlt eine angenehme Atmosphäre aus - viel Wald und kaum Menschen unterwegs (und wenn doch, dann eh auf dem Rad). Die Radfahrer nehmen uns Eindringlinge auch sehr gelassen hin, offenbar nicht das erste Mal, dass sich TouristInnen auf ihre Radwege verirren. Nach etwa einer Stunde finden wir einen 

 kleineren Pfad ( (natürlich auch für Räder gedacht) der in den Wald und schließlich zu der bekannten Heidelandschaft führt. In der ganzen Zeit - etwa 3 Stunden, die wir im Park verbringen - haben wir die Natur quasi für uns allein. Eine angenehme Mischung aus ruhigen Waldstücken, kleinen Hügeln und der Heide. Gegen Ende sehen wir sogar ein Reh - allerdings ist auch diese Sichtung eigentlich illegal, denn um endlich von den Radwegen wegzukommen und weil der zuvor gewählte Pfad ohne Vorwarnung vor einem kleinen Hügel endete, haben wir uns entschlossen, den abgesperrten Weg zurück in Richtung Genk zu nehmen. Insgesamt ein kurioses Erlebnis - ein Nationalpark ohne Wanderwege, mit plötzlich endenden Pfaden, aber voller Fahrräder in einer beinahe dystopisch anmutenden Heidelandschaft und mit Industrie im Sichtfeld.

 Fazit: ein sehr belgischer Ort. Zahlt sich aus, allem voran für die Gesellschaft.

Dieses kuriose Schild findet sich abseits aller Wege mitten im Wald









Das Gebiet:  Diese Landschaft entstand während der letzten Eiszeit, als die nahe vorbeiströmende Maas große Mengen an Steinen, Sand und Geröll aus den Ardennen hier ablagerte.  Die Entstehung von unwirtlichen Heideböden und Mooren verhinderte die intensive landwirtschaftliche Nutzung und ließ an diesem Areal eine kleine Naturoase zurück.  Menschen passierten dieses Gebiet dennoch sehr früh: Im Norden des Nationalparks an der niederländischen Grenze findet sich ein bronzezeitlicher Menhir.  Der Nationalpark wird östlich vom Dorf Maasmechelen und der Maas, die hier als Grenze zur niederländischen Provinz Limburg fungiert, und westlich von der eher unscheinbaren Stadt Genk flankiert.  Einige aufgeschüttete Hügel der ehemaligen Sandgewinnung bilden als  mögliche Aussichtspunkte die höchsten Stellen des Areals.

Fauna und Flora:Die zentral im Park gelegene, leicht wellige "Mechelser Heide" ist von Heide-Zwergsträuchern wie Besenheide und Heidelbeere bewachsen.  Ringsherum wandert der Besucher durch recht ausgedehnte Wälder aus sandliebenden Kiefern und Laubbäumen. Der Sandboden tritt überall deutlich zutage.  An einigen Stellen findet man kleinere Seen, die bei unserem Besuch Ende Juni fast trocken lagen. Ihren Ursprung haben sie als Aushubgruben ehemaliger Sandgewinnung. Als einzige Schlangenart kommt hier die Schlingnatter vor.  Auffällig viele Schmetterlinge haben wir gesichtet, und beim Durchqueren eines abgelegenen Waldstücks schreckte Judith ein einzelnes Reh auf. 

Hinter dem stillgelegten Bahnhof von As steht ein Aussichtsturm für den Nationalpark


Öffentliche Anbindung und Service:   Zentraler Zugangspunkt ist die Stadt Genk, wenige Kilometer westlich des Nationalparks. Hier bestehen Bahnverbindungen nach Hasselt und Lüttich.  Vom Platz vor dem Bahnhof führen Buslinien zu zwei Ausgangsorten: As im Westen und Maasmechelen im Osten.  Letzterer bietet angeblich auch markierte Wanderwege in den Nationalpark an, wir hingegen tasteten uns von As aus über diverse, gut freqentierte Fahrradwege durch das Gelände.  Radfahrer haben es hier gut, markierte Wanderwege waren aber einfach nicht zu finden.  Auch die in Nationalparks üblichen Hinweis- und Erklärungstafeln sind spärlich gesät.  Dafür lässt sich aber nach dem Besuch im gemütlichen Gastgarten des ehemaligen Bahnhofs in As ein wunderbar kühles belgisches Bier genießen, sofern nicht gerade typisch belgisches Regenwetter herrscht.

Beinahe ausgetrocknete Teiche in Hoge Kempen 








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