22. UND 23.NATIONALPARKS CALDERA DE TABURIENTE UND GARAJONAY , KANARISCHE INSELN , SPANIEN

 


Reise zu den Kanaren mit Bahn und Fähre - ganz ohne Fliegen



Es funktioniert auch ohne Flugzeug, in meinem Fall auf folgende Weise:  22. 2. - Mit der Bahn nach Bregenz, weiter  mit dem Flix-Bus durch die Nacht bis Lyon. 23.2. - Lokalzug nach Avignon. Nach dem vergeblichen Versuch, die spanischen Highspeed-Züge in Frankreich zu reservieren, wird der imposante Papstpalast in Avignon besichtigt.  24.2. - Mit Lokalzügen geht es durch Südfrankreich über Nimes, Montpellier, Sete und Narbonne bis Portbou in Spanien. Hier klappt es dann mit den Reservierungen. Per Highspeedzug weiter nach Madrid. 25.2. - Die letzte Bahnetappe, nach Cadiz unweit der portugiesischen Grenze. 26.2. - Reservetag zum Genießen von Cadiz. 27. 2. bis 29.2. - Zweieinhalb Tage dauert die Überfahrt auf der Kanaren-Fähre. Am Abend des 29. wird La Palma erreicht, mehr als 1 Woche nach meiner Abreise aus Wien.


Nationalpark Caldera de Taburiente, Insel La Palma, Spanien

Größe: 47 km2    Gegründet: 1956    Besucht:  März 2024

Charakteristik:  Riesige , nach Südwesten offene Caldera eines ehemaligen Vulkans mit bis zu 2000 m hohen Randerhebungen , bizarren Felstürmen und tiefen Schluchten, die hier "Barrancos" genannt werden.



Vor allem vormittags hängen oft  noch Passatwolken in den höheren Gipfeln der Caldera




Größe:
Das eigentliche Schutzgebiet ist vergleichsweise klein und umfasst nur die Caldera
Bedeutung und Naturschutz: 8  
Einzigartige Landschaftsform einer Erosionscaldera des ehemaligen Vulkans mit empfindlichen Ökosystemen. Insgesamt existieren nur 3 Zugänge zum Nationalpark, welche auch durch Ranger überwacht werden.
Highlights: 
Überwältigende Panoramen mit beinahe mystischer Atmosphäre
Wildnisfaktor:   8
wilde und einsame Landstriche, wohin man blickt 
Service:   6  
Solide und gut markierte Wege, allerdings sind einige spektakuläre Trails seit Jahren gesperrt und werden offenbar nicht mehr instande gesetzt. Die obligatorischen Erklärungstafeln zu Geologie, Flora und Fauna fallen etwas dürftig aus.
Öffentliche Erreichbarkeit:   5
Die Busverbindung von der Inselhauptstadt nach Los Lanos ist exzellent, die eigentlichen Eingänge zum Nationalpark sind jedoch öffentlich gar nicht erreichbar. Es bleiben dem Nicht-Motorisierten nur lange Fußmärsche oder teure Taxifahrten. 

Meine Bewertung:    6,1

Blick von der Cumbrecita ins Innere des Kessels




Mein Nationalpark Teil 1 (März 2024) :  Die sogenannte "Cumbrecita" ist ein 1342 m hoher Einschnitt zwischen den umliegenden höheren Gipfeln im Süden der Caldera de Taburiente. Eine Art Sattel mit begrenzten Parkmöglichkeiten und Ausgangspunkt für Wanderungen, leider aber ohne Busanbindung. So marschiere ich auf der schmalen Asphaltstraße die 7 km und 800 m Höhendifferenz vom Ort El Paso durch den duftenden Pinienwald bergan. Kaum erreicht man die Kuppe beim noch leeren Parkplatz, tut sich ein erster phantastischer Blick ins Innere des gewaltigen Kessels auf. In den Bergspitzen der gegenüberliegenden Kraterseite hängen zum Teil dicke Passatwolken. Ich habe in älteren Wanderführern der Insel einen abenteuerlichen Weg entdeckt, der ausgesetzt als ordentliche Tagestour über 700 Höhenmeter durch die Steilfelsen zum Kesselgrund und weiter durch die Barrancos wieder nach Los Llanos führen soll. 
Im Internet finden sich jedoch Hinweise, dass dieser Pfad nach Unfällen seit einiger Zeit gesperrt sei. Tatsächlich habe ich die fragliche Abzweigung bald entdeckt und ebenso die Kettenabsperrung mit dem Schild "ruta cerrada" .  Ein Guide der Parkverwaltung hat sich wachsam davor postiert und beäugt mich misstrauisch beim Näherkommen. Mit diesem Vorhaben wird das nichts, Plan B ist gefragt. Dieser sieht statt dessen eine Besteigung des 1854 m hohen Bejenado vor, der höchsten Erhebung des südlichen Kraterrandes.  
Am Weg zum Bejenado
Unvermittelt führt der Pfad über Treppen und Felsstufen den Hang hinauf, stets mit wunderbaren Ausblicken, und erreicht nach einer Stunde einen stumpfen Grat. Hier gewinnt man durch stetiges Auf und Ab mit einigen Gegensteigungen nur langsam an Höhe, bevor der steile Gipfelaufbau beginnt. Inzwischen machen sich die bisherigen 1300 Höhenmeter doch schon deutlich durch vermindertes Tempo bemerkbar.  Die höheren Bereiche der Caldera sind mit lichten Wäldchen von Kanarischen Kiefern bestanden, einer Baumart, die sich durch hohe Feuerbeständigkeit auszeichnet. Wenn man den rauhen Stamm genauer betrachtet, erkennt man zwischen den einzelnen Rindensegmenten noch die Aschespuren früherer Brände, die der Baum offensichtlich überstanden hat. Waldbrände kommen hier auf den Kanaren im Sommer häufig vor. 
Blick zurück zur Cumbrecita
Nach Süden ergibt sich immer wieder ein Blick auf das offene Meer und die sich davor ausbreitende Küstenebene. Weiße, rechteckige Flächen bedecken große Areale. Inzwischen weiß ich bereits, um was es sich dabei handelt: Bananen sind das Hauptprodukt der Insel La Palma. Damit diese für den europäischen Markt mehr Süßigkeit und einen höheren Wasseranteil gewinnen, werden die Anbauflächen mit riesigen Plastikfolien abgedeckt - ein recht scheußlicher Anblick.  Ich höre rasche Schritte hinter mir und schon rauscht ein Bergläufer an mir vorbei. Gut, der ist höchstens 25, da hätte ich das eventuell auch geschafft.  Weniger gelassen nehme ich es hin, als mich kurz vor dem Gipfel eine vierköpfige Gruppe überholt, alles Männer um die 65.... Der Anführer der spanischen Rentnergang verlangsamt sein Tempo, um ein wenig mit mir zu plaudern. Als er mich an meiner Sprechweise als Ausländer identifiziert, schaltet er auf englisch um.  Schließlich bin ich ihm zu langsam und er zieht zum nahen Gipfel davon. Als ich mich dort später leicht keuchend neben ihm auf einen Stein sinken lasse, tätigt er die unglaubliche Aussage: "I believed, that there are many mountains in Austria..." Ich befürchte wirklich, mich nicht verhört zu haben.

Von hier oben zeigt sich erst die riesige runde Kesselform dieses Vulkanrestes. Fotos können das Panorama nicht mal ansatzweise wiedergeben, ich habe bisher noch keine vergleichbare Landschaft erlebt. Im Norden türmen sich die Bergspitzen der Caldera über 2000 m hoch auf, die steilen Felsflanken sind mit Gruppen von Kiefern bewachsen. Ganz unten erkennt man wilde Schluchten und bizarre Felstürme.  Nach einer Weile brechen wir gleichzeitig zum Abstieg auf. Nun weiß jeder, der mit mir bereits am Berg war: Bergauf mag ich einem Walross gleichen, beim Abstieg  werde ich jedoch zur Gämse! So turne ich flugs die Felsen hinunter und als ich mich dann umwende, mühen sich die vier immer noch äußerst vorsichtig über die oberste Steilstufe herunter. Ich winke nochmals freundlich, dann hüpfe ich weiter bergab. "I believed, that there are many mountains in Austria..."  Oida!!

Barranco de las Angustias



Die letzte Bastion des Widerstandes

Als die spanische Krone im 15. Jahrhundert damit begann,  die Kanarischen Inseln zu erobern,  waren diese bereits bewohnt. Moderne genetische Untersuchungen zeigen eine enge Verwandtschaft dieser Menschen mit berberischen Bevölkerungsgruppen Nordafrikas. Noch heute gehen etwa 50 % der Gene der Bewohner auf die Altkanarier zurück.  Die Ureinwohner La Palmas werden "Benahoaritas" genannt.  Sie bestanden aus mehreren Stämmen, von denen die meisten bald unterworfen waren. Nur der Stamm der "Aceros" leistete als einziger erfolgreichen Widerstand, denn ihr Lebensraum war genau hier: Im Labyrinth der Schluchten und Felswände der Caldera de Taburiente!  Deren Unzugänglichkeit verhinderte die militärische Eroberung. So griffen die Spanier zu einer List (welcher Art diese genau war, ist scheinbar 
Street art auf La Palma: "Tanausu´, König der Aceros"
nicht überliefert) und nahmen den Stammeshäuptling Tanausu` gefangen. Jener wurde auf ein Schiff verfrachtet, um ihn als Sklave nach Spanien zu bringen, wo er während der Überfahrt durch Nahrungsverweigerung starb. Der Widerstand der Aceros war damit gebrochen und die Spanier dehnten ihre Herrschaft über die gesamte Insel aus. Noch heute gilt Tanausu´ auf La Palma als Volksheld.

Am Grund des "Barranco de las Angustias"


Mein Nationalpark 2 (März 2024):   Die gestrigen Höhenmeter wirken noch nach und so leiste ich mir heute eine Taxifahrt bis zum Parkplatz beim Eingang zur Schlucht "Barranco de las Angustias, durch die der Weg in den zentralen Teil des Nationalparks führt.  Zu Beginn wandert man hier im und entlang des Bachlaufs durch die schattige Schlucht. Ähnlich wie auf Madeira
existiert auch hier auf La Palma ein System von Rohren und offenen Rinnen, die das Wasser aus den Schluchten in die Küstenbereiche leiten. Immer wieder unterquert man beim Wandern alte Aquädukte und geht an steineren Wasserrinnen entlang. Anfangs wachsen noch vereinzelte Bananenstauden, Kakteen und Palmen am Weg, doch je höher man kommt, desto mehr weichen sie Gestrüpp und Kanarischen Kiefern. Ich treffe nur selten auf andere Wanderer, einige davon sind offensichtlich mit gefüllten Rucksäcken vom Einkauf Richtung zentrale Caldera unterwegs. Dort gibt es ein offizielles Camping - Areal der Parkverwaltung als  einzige Möglichkeit, innerhalb des Schutzgebietes zu übernachten.  Später ist der Schluchtgrund nicht mehr passierbar und der Wanderweg führt oberhalb seitlich am Hang weiter. Eine Hängebrücke überquert den Wasserlauf. Schließlich weiten sich die engen Felsen der Schlucht allmählich zu einem Kessel, wo es ebenfalls viel zu bestaunen gibt. Einige Bäche fließen hier 
zusammen und plätschern durch weite Schotterflächen. Etwas versteckt findet sich ein Wasserfall, der über eine durch Mineralien bunt gefärbte Wand stürzt. Und ein einzelner bizarrer Turm erhebt sich über dem Talgrund: Der "Roque de Idafe", eine Felsnadel aus Basalt mit 100 m Höhe.  Den Ureinwohnern war dieser Stein heilig und galt der Literatur zufolge als Stütze zwischen Himmel und Erde , eine Art Achse, die das Universum zusammenhält. Wenn er fällt, ist es auch mit dem Universum vorbei. Gott sei Dank wirkt er noch sehr stabil, also kein Grund zur Besorgnis.


Der Roque de Idafe


Das Gebiet : Geologie, Fauna und Flora: 

Der Grundriss des Nationalparks besitzt eine Art Schlüsselloch-Form und umfasst mit lediglich 47 km2 nur die eigentliche Caldera mit den Randbergen. Vor einer Million Jahren erhob sich der Taburiente aus den Überresten früherer Vulkane und wurde inaktiv. Später stürzte die Südwestflanke durch erodierende Kräfte ein und Bäche frästen Schluchten wie den heutigen Barranco de las Angustias und entwässerten durch sie ins Meer. Diese einzigartige Landschaftsform wird als "Erosionscaldera" bezeichnet. Nahezu alle anzutreffenden  Gesteine sind vulkanischen Ursprungs. 
Am Beginn der Angustias-Schlucht wachsen noch Palmen, Kakteen und Bananenstauden, weiter im Zentrum und an den Berghängen gedeiht dann hauptsächlich Strauchwerk und die endemische Kanarische Kiefer in großen Beständen.  In der Tierwelt sind die Vögel die artenreichsten Vertreter.  Alpenkrähen sah ich viele, daneben gibt es Wildtauben und kleinere Greifvögel wie Bussarde.  Auch die berühmten "Kanarienvögel" kommen hier vor, ich selbst konnte diese allerdings erst im nächsten Nationalpark auf La Gomera genauer beobachten. Ansonsten ist die Fauna inseltypisch artenarm und besteht hauptsächlich Mäusen, Fledermäusen, Eidechsen und Geckos. Moskitos machen sich fast gar nicht unangenehm bemerkbar. 
Service und Öffentliche Anbindung: 
Die Kleinstadt Los Llanos ist Ausgangspunkt für den Besuch des Nationalparks 



Die Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma ist täglich mit Schiffen der Fährgesellschaften "Armas" und "Fred.Olsen" mit den anderen kanarischen Inseln verbunden. Von der Hauptstadt fahren stündlich günstige Busse bis zur Kleinstadt Los Llanos im Süden des Nationalparks, wo man aus zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten wählen kann. Die Taxifahrer des Städtchens haben sich mit Fixtarifen zu den Parkeingängen bereits auf die Wandertouristen eingestellt, feilschen klappt nicht. Oder man geht einfach zu Fuss: Zur Cumbrecita vom Dorf El Paso (bis dorthin mit dem Bus): 2 Stunden. Zum Eingang des Barranco de Angustias : vom Stadtzentrum 1 1/2 Stunden.  In El Paso befindet sich das Info-Zentrum des Parks mit einer kleinen Ausstellung, und in Los Llanos bietet ein Museum Informationen über das Leben der Ureinwohner in der Caldera an. Leider war dieses bei meinem Besuch nicht geöffnet. 




     
NATIONALPARK GARAJONAY   La Gomera, Kanaren
Größe:   40 km2    Gegründet:   1981   Besucht:   März 2024


Charakteristik:  Einer der letzten Lorbeer-Urwälder weltweit bedeckt die höheren Lagen im Zentrum der Insel La Gomera. Dichte verschlungene Vegetation mit vielen Moosen, Flechten und Farnen und durchzogen von bezaubernden Wanderwegen. 


Größe:   3   
ebenfalls sehr kleiner Nationalpark, die weiter zum Meer führenden Schluchten sind nicht eingebunden
Bedeutung und Naturschutz:   9
Lorbeer-Urwälder stellen einen extrem seltenen, unwiederbringlichen Naturschatz dar, der kaum zu überschätzen ist. Darauf wird der Besucher auch mittels zahlreicher Hinweistafeln aufmerksam gemacht. 
Highlights:   8  
Auch bei diesem Kriterium punktet die Rarität des Ökosystems Lorbeerwald sowie die Märchenstimmung entlang der Wanderwege
Wildnisfaktor:   6
Anders als in der Taburiente bewegt man sich auf den abgegrenzten Wegen nur "am Rande der Wildnis",  wenn man sich aber darauf einlässt, ist sie sehr wohl zu spüren. Hier sind auch deutlich mehr Wanderer als auf La Palma anzutreffen.
Service:   8
Reiseagenturen in Santa Cruz bieten geführte Wanderungen durch den Wald an. Aber auch dem Individualbesucher wird es leicht gemacht, es gibt Karten, Markierungen mit Zeitangeben, Erklärungstafeln in Spanisch, Englisch und manchmal in Deutsch und eine gute Auswahl an Wanderwegen durch die verschiedenen Zonen des Waldes.
Öffentliche Anbindung:   8
Hier benötigt man bei guter Planung wirklich keinen Mietwagen. Gute Busanbindung der verschiedenen Startpunkte von der Inselhauptstadt San Sebastian. 
Meine Bewertung:    7,0


Mein Nationalpark (März 2024):   Die Passatwind transportiert Wolken vom offenen Atlantik herbei, diese bleiben an den Bergspitzen von La Gomera hängen und sorgen so für ausreichend Feuchtigkeit für den letzten großen Lorbeerwald der Kanarischen Inseln. Dieses Wettersystem sorgt halt dann auch dafür, dass es kräftig regnet, als ich bei der Straßenkreuzung "Alojero" im Zentrum der Insel in über 1200 m Seehöhe aussteige.  Nebelfetzen wabern herum, der Wald ringsum ist mit Feuchtigkeit gesättigt.  Als kleine Gruppe dem Bus entstiegener Wanderer gehen wir die 200 Höhenmeter zum "Alto de Garajonay" empor, dem höchsten Punkt von La Gomera.


Oben bläst eine steife Brise, die aber nicht stark genug ist, um die Sicht auf das umliegende Meer frei zu fegen. An sonnigen Tagen soll man von hier einen wunderbaren Blick zum spitzen Gipfel des  Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa haben, erzählt mir ein Paar aus San Sebastian, das sich neben mir an die Stützmauer der Aussichtsterrasse gestellt hat, so wie ich zum Schutz vor dem Wind.  Ich studiere nochmals meine Wanderkarte. Von hier möchte ich den Lorbeerwald und damit den Nationalpark von der Inselmitte nach Osten 1200 Höhenmeter absteigend durchqueren, um dann im küstennahen Ort Hermigua noch den letzten Bus nach San Sebastian zu erwischen. "Könnte sich knapp ausgehen" meinen die beiden nur wenig ermutigend zu  
Meine Route durch La Gomera
meinen Plänen.  Hier im Bereich des höchsten Punkts werden die Lorbeergewächse lediglich drei bis vier Meter hoch. 200 m tiefer erreichen sie dann Baumhöhe, obwohl sie eigentlich Sträucher sind. Ich überquere die durch den Park führende Straße und biege in einen schönen, anfangs nur leicht abfallenden Wanderweg mit der Beschriftung "El Cedro" ein. Nun bricht teilweise die Sonne durch und erzeugt am Waldboden ein sanftes hellgrünes Licht. An den Stämmen und an den allgegenwärtigen dicken Moospölstern glitzern die Wassertropfen. Hier zu wandern ist ein Vergnügen. Die Temperatur liegt bei 15 Grad, es riecht herrlich und der Lorbeerwald ist ein einziger Genuss. 
Die Stämme sind dicht mit Flechten...



...und der Waldboden mit Farnen bewachsen


Die Kapelle "Nuestra senora de Lourdes" 

Die Stunden verfliegen, weil ich immer wieder Halt mache, um die Stimmung aufzufangen.       
Eine kleine weiße Kapelle duckt sich unter den Bäumen - die "Ermita de Nuestra Senora de Lourdes". In meinem Reiseführer steht, dass der Name kein Zufall ist. Das Kirchlein wurde im 19. Jahrhundert von einer reichen (und wohl auch ein wenig spleenigen) Engländerin gestiftet, die auf La Gomera lebte und große Bewunderung für die Erscheinungswunder von  Lourdes hegte.
Unmittelbar daneben befindet sich ein Rastplatz mit Tischen, ein idealer Ort für eine Jause. Kaum habe ich diese ausgepackt, sitzt bereits der erste "Kanarienvogel" neben mir. Und dann wird daraus plötzlich ein Dutzend. Der Vogel heißt eigentlich Kanarien-Stieglitz. Diese Art

Kanarien-Stieglitz


wurde nach der spanischen Eroberung in großen Mengen nach Europa gebracht und im Lauf 
der Jahrhunderte weitergezüchtet, um buntere Farben und bessere Sänger hervor zu bringen.
Das hätte sich der Piepmatz vor mir auch nicht gedacht, daß seine entfernten Vettern in manchen Wiener Wohnungen nun auf die Namen "Hansi" oder "Schurli" hören müssen..  
Der kleine Weiler El Cedro kurz nach der Ermita markiert den nordöstlichen Rand des Nationalparks. Mein Weg ist allerdings noch lange nicht zu Ende. Es fehlen bis zur Busstation in
Der westliche Einstieg des Wasserstollens
Hermigua noch satte 600 Höhenmeter Abstieg. Ich komme am Eingang des bei alternativen Gomera-WanderInnen beliebten Wasserstollens vorbei. Mehr als 500 m soll er lang sein und den kompletten Hügel hier durchörtern. Mein Zeitbudget ist bereits ein wenig angespannt. Aber gut, ich versuche es ein Stück hinein. Stirnlampe an und los gehts. Bereits kurz nach Einstieg ist eine Barriere aus angelehnten Brettern im Weg, die ist schnell beseitigt. Es tropft von der Decke und der Boden des Stollens ist, seiner Aufgabe entsprechend, anfangs eine Fußbreit mit Wasser bedeckt. Dann senkt sich der Boden und meine Lampe zeigt mir plötzlich tiefes Wasser voraus an. Nasse Schuhe kann ich jetzt wirklich nicht brauchen, also kehre ich um und entsteige dem dunklen Loch wieder.

Das letzte Stück Abstieg durch den "Barranco del Cedro"


Unterhalb von El Cedro bricht vor mir eine Felskante in eine Schlucht ab, dahinter ist bereits der Atlantik zu sehen. Ein extrem steiler Steig aus einer Mischung von Felsblöcken und Betonstufen führt kerzengerade und fast in der Falllinie bergab. Ich beeile mich jetzt, denn die Abfahrtszeit des letzten Busses rückt bedrohlich näher. Doch der Weg zieht sich trotz der Steilheit endlos dahin und führt im unteren Bereich der Schlucht durch landwirtschaftlich genutzte Areale, durch meterhohe Staudenfelder und an Bananenpflanzungen vorbei. Gerade mal 10 Minuten vor der Abfahrtszeit erreiche ich die Haltestelle. Die Busfahrt gestaltet sich dann nochmals spannend, denn die spektakulär angelegte Strasse nach San Sebastian führt durch aufregend steile, kahle Felsberge.  Eine tolle Insel mit vielen interessanten Gesichtern, dieses La Gomera!

Das Gebiet mit Flora und Fauna:  La Gomera ist 370 km2 groß und der Nationalpark Garajonay im Zentrum der Insel bedeckt über ein Zehntel davon. Die Insel ist wie ihre Nachbarn vulkanischen Ursprungs. Böden aus Aschetuff und Felsen aus Basalt sind gut zu erkennen. Die Vegetation im Nationalpark ist zugleich auch dessen Ursache und Prunkstück.  Der Lorbeerwald von Garajonay ist Weltnaturerbe der Unesco. Es handelt sich eigentlich um einen Nebelwald aus vier verschiedenen Lorbeerarten mit bis zu 2 m hohen Farnen, dicken Moosbelägen und zotteligen Flechten.  Nennenswerte Lorbeerwälder gibt es außer hier nur mehr auf Madeira und den Azoren. Laut Literatur sollen viele Wildtauben hier zu Hause sein, mir kam leider keine unter. Der kanarische Stieglitz als Ursprungsart unseres Kanarienvogels ist überall auf den Kanaren heimisch.  Beim größten Säugetier handelt es sich lediglich um eine Waldmaus-Art.
Die kleine Inselhauptstadt San Sebastian ist ein guter Stützpunkt





Service und öffentliche Anbindung:   In der Nähe des Nationalparks existieren wenig Unterkunftsmöglichkeiten, deshalb eignet sich San Sebastian de La Gomera am besten als Stützpunkt für Nationalpark-Besuche. Die Inselbusse werden "Guaguas" genannt und verbinden die Hauptorte miteinander, oft berührt die Linienführung auch den Nationalparkbereich. Die Linie San Sebastian - Valle del Rey  führt sogar mitten hindurch. Ein Ticket in den Park kostet knapp 3 Euro für 45 min Fahrt. Nur die Abfahrtszeit der letzten Busse zurück sollte man sich vor Augen halten.  Auch hier sind wie beim Nationalpark Taburiente die gute Beschilderung der Wege und die vielen praktischen Orientierungstafeln auffällig.  Nur das Nationalpark-Besucherzentrum liegt völlig abseits beim Dörfchen Agulo und ist praktisch nur für den Autofahrer erreichbar.  
















Comments

Popular posts from this blog

29. NATIONALPARK PYRENÄEN , OKZITANIEN, FRANKREICH

33. und 34. NATIONALPARKS PELISTER UND GALICICA , NORDMAZEDONIEN

36. NATIONALPARK DARTMOOR , DEVON , UNITED KINGDOM