44. NATIONALPARK ABISKO , SCHWEDEN
Größe: 77 km2
Gegründet: 1909
Besucht: Juli 2025
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Am Mittellauf des Abiskojakka |
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und verschwindet in einem künstlichen Tunnel unter der Bahn- und Strassentrasse |
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Unterwegs am Kungsleden-Weitwanderweg |
Moorgelände. Die Vorstellung einer kurzen Rast besitzt angesichts der permanenten Mückenangriffe keinerlei Attraktivität und so komme ich rasch voran. Die ersten Weitwanderer, ein wenig gebeugt unter der Last riesiger Rucksäcke, kommen mir entgegen. Nach 3 Stunden liegt der "Abiskojaure"-See vor mir, eine halbe Stunde danach überquert der Kungsleden einen kleineren Fluss über eine Hängebrücke und schon ist das Etappenziel "Abiskojaure-Hütten" erreicht. Hier am Südufer des Sees stehen einige Blockhütten mit Schlafplätzen für Wanderer, auch ein kleines Camping- Areal ist dabei. Beim Kaffee komme ich mit Jutta aus Berlin ins Gespräch, die eine Woche lang nur den nördlichen Teil des Kungsleden bewanderte, um dann von Abisko mit der Bahn wieder nach Hause zu fahren. Sie erzählt von herrlichen polaren Landschaften, einsamen Seen, einer Rentierherde eines Morgens neben dem Zelt und abertausenden quälenden Stechmücken. "So schön es auch war, ich freue mich wieder auf ein Leben ohne Mückenspray".
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Bei den Abiskojaure-Hütten |
Am späten Nachmittag bin ich zurück an der Tourist-Station. In meinem Zelt ist es brütend heiß, deshalb setze ich mich ein wenig unter die Bäume in den Schatten. Neben mir liegt einer der Huskys der Fjällstation hechelnd im Gras und leidet sichtlich an der Hitze, das Thermometer zeigt 28 Grad. Den Sommer über hat er frei, in der Wintersaison bietet das Tourist-Zentrum aber auch Hundeschlittenfahrten an, besonders beliebt sind nächtliche Ausfahrten mit Beobachtung des Nordlichts.
Am Paddus-Trail: Am folgenden Morgen bin ich auf dieser interessanten Route unterwegs, die als Rundweg weg vom Fluss durch Heide- und Moorlandschaften führt. Bereits kurz nach Beginn des Trails steht man in einer ehemaligen, inzwischen verlassenen Samen-Ansiedlung, deren verschiedene Gebäudetypen durch die
Nationalparkverwaltung rekonstruiert wurden. Dabei handelte es sich um einen permanenten Lagerplatz, der im Rahmen der saisonalen Wanderungen immer wieder genutzt wurde. Hier stehen mobile Tipi-artige Holzgerüste ähnlich den Behausungen nordamerikanischer Indigener , etwas unförmige Versammlungsgebäude aus Torf und seltsame kleine Hütten, die wie aufgespießt auf einem einzelnen dicken Stamm hoch über dem Erdboden thronen. Ein schräger Balken mit eingeschnittenen Tritten dient als Zugang. Diese kurios anmutenden Bauten dienten als Lagerräume, um dem Vielfraß, dem raffinierten Räuber dieser Breiten, das Klauen der Lebensmittel so schwer wie möglich zu machen.
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Lebensmittel-Lager der Samen hoch auf einem einzelnem Stamm |
Die Samen gelten als einziges indigenes Volk Europas. Ihr "Sapmi" genanntes Siedlungsgebiet ist über die heutigen Staaten Schweden, Norwegen, Finnland und Russland verstreut. In Schweden leben etwa 15000 dieser Menschen. Ihre Sprache ist finno-ugrischen Ursprungs und ähnelt am ehesten dem Finnischen. Heute leben nur mehr 15 % der Sami von der traditionellen Rentierzucht, die heutzutage marktwirtschaftlich orientiert ist und nur mehr zum geringen Teil der Selbstversorgung dient.
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Beindruckende Ausblicke vom Paddus-Trail |
Bewertung :
Größe: 5
Bedeutung/Naturschutz: 7
Wildnis-Feeling: 8
Highlights: 7
Service: 9
Öffentliche Erreichbarkeit: 8
Meine Bewertung: 7 , 3
Das Gebiet, Flora und Fauna: Die 77 km2 Fläche Nationalparkfläche fallen zwar eher bescheiden aus, jedoch setzt sich die menschenleere nordische Wildnis übergangslos in alle Richtungen fort. Der Slattajahka`ist mit 1191 m die höchste Erhebung im Schutzgebiet. Hauptsächlich wird das wilde Flusstal des Abiskojakka mit seinen Stromschnellen, der Abiskojaure-See und die umgebenden nordischen Zwergbirkenwälder geschützt. Arktisch-alpine Pflanzen wie Lappland-Alpenrose,
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Trollblumen am Weg |
Service und Öffis: Zentraler Ausgangspunkt für alle Outdoor-Aktivitäten ist die "Abisko tourist station", eine etwas kuriose Mischung aus Hotel, Hostel, Restaurant, Infozentrum und Tourenanbieter neben der gleichnamigen Bahnstation. Eine Vielzahl organisierter Unternehmungen sind an der Rezeption buchbar: Geführte Wanderungen, Wildwassersport und Elchtouren im Sommer, Hundeschlittenfahrten, Skibob und Nordlichtbeobachtung im Winter.
Der eigentliche kleine Ort Abisko ist nur drei Kilometer entfernt.
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Abisko - mit der Eisenbahn in die Wildnis |
steht das in Schweden berühmte "Denkmal zur Errichtung der Erzbahn". 4 Arbeiter tragen ein schweres Schienenstück auf ihren Schultern. Heute donnern auf der elektrifizierten, aber teilweise nur eingleisigen Strecke schier endlose Güterzüge mit bis zu 68 Waggons durch den kleinen Nationalparkbahnhof. Aktuell ist die Strecke auch ein wichtiger Schienenweg für NATO-Transporte. Der Personenverkehr ist eigentlich nur ein Zusatzprodukt, ermöglicht aber mehrmals wöchentlich die direkte Anreise per Nachtzug aus Stockholm Central, bei einigen Zügen muss in Boden umgestiegen werden. Die Zugreise zwischen Boden und Narvik gilt als eine der schönsten in Europa.
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