46. NATIONALPARK DÜNEN VON TEXEL , NIEDERLANDE
Größe: 43 km2
Gegründet: 2002
Besucht: August 2025
Charakteristik: Geschützte Dünen- und Strandlandschaften an der Nordsee entlang der Westküste der friesischen Insel Texel im Norden der Niederlande. Die gut ausgebaute touristische Infrastruktur sorgt für einen wahren Ansturm - über 5 Millionen Besucher jährlich machen diesen Park zum meistfrequentierten der Niederlande, was sich leider ein wenig zu Lasten stiller Wanderungen niederschlägt.
Mein Nationalpark (August 2025): Möwengeschrei, Salzluft und eine frische Brise empfangen mich am Strand hinter dem "Ecomare" im Nationalpark Texel. Das Ecomare ist ein Aquarium mit Nordseefauna und eine Aufzuchtstation für Seehunde. Vor allem sogenannte "Heuler" werden hier aufgepäppelt und nach einiger Zeit wieder
ausgewildert. Als Heuler werden alleingelassene Jungtiere, die laut klagend am Strand aufgefunden werden, bezeichnet. Eine Gruppe erwachsener Seehunde lebt allerdings dauerhaft hier und kann im Rahmen des Besuchs ebenfalls beobachtet werden - jene nämlich, die sich nicht mehr an ein Leben in Freiheit gewöhnen lassen. Abgesehen davon liefert die Ausstellung interessante Informationen, die 16 Euro Eintrittsgebühr finde ich gut investiert. Auch das 24 m lange Skelett eines hier angespülten Finnwals ist zu sehen.
Mehrere Dünenketten von bis zu 20 m hohen Sanderhebungen reihen sich entlang der Südwestküste von Texel aneinander. Großteils sind sie mit Strandhafer bewachsen, und auf ihrem Kamm schlängeln sich kleine Wege dahin. Ich folgen diesen gemächlich in Richtung Nordosten, dem Küstendorf De Koog entgegen. Vom Haupt der Dünen lässt sich der breite, scheinbar endlose Sandstrand und die Nordsee mit ihren anrollenden Schaumkronen gut überblicken.
Die Dünenkette bildet mit Abstand die höchsten Punkte dieser extrem flachen Insel. Sollten die pessimistischeren Klimamodelle recht behalten, wird diese Landschaft wohl um die nächste Jahrhundertwende verschwunden sein.
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| Nationalpark Texel: Dünen und Meer |
gebogenen Schnabel Larven und Würmer aus dem Flachwasser. Im feinen, trockenen Sand der Dünen sinke ich ein und benötige lange für jeden einzelnen Schritt. Ich bin nicht der einzige Naturbeobachter hier oben. Zwei holländische Birder sitzen zwischen wehendem Strandhafer im weißen Sand und blicken konzentriert durch ihre Ferngläser zur Strandlinie. Als vor der Silhouette von De Koog die Strandspaziergänger wieder häufiger werden, rutsche ich am Hosenboden entlang des sandigen Abhanges hinunter und marschiere am nassen Grund der Gezeitenzone weiter. Im Unterschied zum lockeren Sand der Dünen ist der Boden hier steinhart und von Muscheln übersät. Vor mir buddelt eine
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| Kilometerlange Strandlinie |
Ein Stück vor der Nordspitze der Insel, wo bereits von weitem der schöne, ziegelrote Leuchtturm zu sehen ist, passiere ich die sehr spezielle Naturlandschaft "De Slufter".
Mäandrierende, sich permanent verändernde Wasserläufe zerschneiden hier den Strand und transportieren Salzwasser vom Meeresufer ins Hinterland der Dünen, wo sie Brackwasserteiche bilden. Dieser Bereich ist als Brutgebiet für seltene Arten wie Eiderenten oder Brandgänse geschützt und deshalb zum Teil für Besucher nicht zugänglich. Aber ein Aussichtspunkt am höchsten Punkt einer Düne lässt einen guten Überblick zu. Vom Cafe mit Parkplatz dahinter ist der "view-point" leicht zu erreichen, sogar für Rollstuhlfahrer ist der Zugang ausgebaut. Entsprechend viele Menschen drängen sich hier zusammen, und so suche ich mir wieder einsamere Wege. Hinter der ersten Dünenreihe zweigt ein paralleler Wanderweg außerhalb der Sichtweite zum Meer ab, und nun bin
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| Sandweg hinter den Dünen |
hin und zurück. Wie bei der Anreise ist die Fähre auch diesmal randvoll. Neben einigen Fußpassagieren und zahlreichen Fahrrädern transportiert sie hauptsächlich Privatautos. Der Autoverkehr auf Texel ist in der Tat unangenehm dicht, die vielen Parkplätze im Nationalpark überfüllt. Und das auf einer Insel mit nur wenigen Straßen und einem gut ausgebauten Busnetz. Hier macht man es den Autofahrern eindeutig zu leicht, eine klare Themenverfehlung bei einem Naturschutzgebiet. So wird das nix mit der Klimawende.
Bewertung:
Größe: 2
Bedeutung/Naturschutz: 6
Wildnis - Feeling: 2
Highlights: 5
Service: 7
Öffis: 7
Meine Bewertung: 4 , 8
Das Gebiet: Texel ist mit 463 km2 Fläche die größte und westlichste bewohnte Westfriesische Insel. Die 13.000 Einwohner sind auf den Hauptort Den Burg und einige Dörfer verteilt. Die Entstehung als Insel ist historisch belegt. Im Jahr 1170 durchbrach eine Sturmflut, die sogenannte "Allerheiligenflut", die Küste südlich der heutigen Insel und trennte diese dauerhaft vom Festland ab. Der Nationalpark selbst umfasst lediglich 43 km2 Fläche: Den westlichen Uferstreifen mit den Dünen, den dahinter liegenden Heidegürtel und ein Stück Wald. Außer einigen Mäusearten und Feldhasen gibt es, Nutztiere ausgenommen, keine landlebenden Säugetiere. Dafür ist die Vogelfauna umso reichhaltiger. Und Texel ist bekannt für seine Seehunde und Kegelrobben.
Die seeseitigen Dünenreihen sind vor allem mit Strandhafer bewachsen, der kalk- und mineralhaltige Böden liebt. Einige blühende Sträucher bilden bunte Farbpunkte dazwischen. Wie bereits erwähnt liegt beim Ort De Koog das Feuchtgebiet "De Slufter", das 1851 ebenfalls bei einem Sturm geschaffen wurde, als dieser die dortige Dünenkette mit seiner Wucht durchbrach. Heute bildet das Gebiet eine Feuchtebene, wo Salzwasser weit landeinwärts drängt. Der salzliebende Strandflieder färbt in diesem Gebiet weite Areale violett.
Service und Öffis: Zentraler Anreisepunkt ist die Küstenstadt Den Helder, mit der Bahn aus Amsterdam in 1,5 Stunden erreichbar. Von hier bieten die Texel-Fähren ein stündliches Service an. Die 15 minütige Überfahrt ist mit 3 Euro ausgesprochen günstig, auch die Rückfahrt ist bereits im Preis inkludiert. Am Fähranleger wartet schon der Inselbus, mit dem man bequem die Dörfer der Insel, aber auch den zentralen Nationalpark beim Ecomare erreichen kann.
Dieses dient nicht nur wie erwähnt als Aquarium und Seehundstation, sondern bietet auch geführte Dünenwanderungen an. Seehunde wird man in freier Wildbahn wahrscheinlich nur erleben, wenn man eine entsprechende, ebenfalls von Ecomare organisierte Bootstour unternimmt.













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